geboren am 11. Juli 1893 in München,
Deutscher jüdischer Herkunft,
Zahnarzt,
seit Januar 1929 beim FC Bayern,
Emigration am 25. September 1933 über
Sydney, Australien nach nach Auckland, Neuseeland,
gestorben am 15. März 1961
in Dunedin, Neuseeland.
Am 11. Juli 1893 kommt Benno Monheimer in München zur Welt. Er entstammt der Bankier-Familie Monheimer, deren Bank- und Commissionsgeschäft Federmann & Monheimer sich in der Weinstraße 6 befindet. Aufwachsen tut der junge Benno im Stadtteil Lehel. Die Wohnung der Familie befindet sich in der Pilotystraße 6.
Nach seiner Schulzeit studiert Benno Monheimer Medizin und Philosopie. In beiden Fächern promoviert er, so dass er sich zukünftig Dr. med. et phil. Benno Monheimer nennen darf. Nach seinen Jahren als Kriegsteilnehmer erhält er 1918 die Zulassung als Allgemein- und Zahnarzt. Seine Praxisräume befinden sich unweit der Wohnung in der Pilotystraße 8.
Sportlich betätigt sich Benno Monheimer bereits seit seiner Jugend in der Hockey-Abteilung des TV Jahn, wo er auch schon in jungen Jahren in der Vorstandschaft tätig ist. Zum 15-jährigen Jubiläum der Hockey-Sparte im Jahre 1922 verfasst er die Festschrift. Vier Jahre später, 1926, erscheint sein Lehrbuch „Schule des Hockeysports“ in einem Stuttgarter Verlag. Als Co-Autor fungiert hier mit Dr. Otto Schmitz, ein langjähriges Mitglied des FC Bayern. Auch das Vorwort wird von einem späteren FC Bayern-Mitglied, Dr. Sally Rosenthal, verfasst. So ist es wohl wenig verwunderlich, dass im Januar 1929 auch Benno Monheimer dem FC Bayern beitritt. Sein Hauptaugenmerk gilt aber weiterhin dem Hockeysport. So wird er in diesen Jahren zum 1. Vorsitzenden des Süddeutschen Hockey-Verbandes gewählt. Aber auch beim FC Bayern bringt er sich ein. Bei der Quartalsversammlung im April 1931 tritt er als Dr. phil in Erscheinung. Er hält einen Lichtbildervortrag „Poesie und Prosa in Amerika“.
Als zum Jahresbeginn 1933 die Nationalsozialisten in Deutschland an die Macht kommen, brechen für Benno Monheimer umgehend schwere Zeiten an. Bereits am 22. April 1933 wird ihm und zahreichen weiteren „nichtarischen“ Ärtzen die Kassenzulassung entzogen. Er wehrt sich dagegen, hofft auf das sogenannte „Frontkämpfer-Privileg“ als Teilnehmer des Ersten Weltkrieges, richtet sogar ein Schreiben an Vizekanzler Franz von Papen. Seine Bemühungen bleiben jedoch erfolglos. Am 2. September 1933 erhält er die schriftliche Ablehnung seiner Beschwerde, womit ihm seine wirtschaftliche Existenz endgültig enzogen wird. Benno Monheimer, der nicht verheiratet ist und keine Kinder hat, entschließt sich unmittelbar darauf, seine Heimatstadt München und sein Heimatland Deutschland für immer zu verlassen. In den Clubnachrichten des FC Bayern von September/Oktober 1933 wird sein Vereinsaustritt vermeldet. Mit ihm flüchten 1933 bereits 22 FC Bayern-Mitglieder jüdischer Herkunft vor der mittlerweile herrschenden Nazi-Diktatur.
Am 25. September 1933 bricht Benno Monheimer nach Sidney, Australien auf, von wo aus er am 28. Februar 1934 Wellington in Neuseeland erreicht. Beruflich muss er aber auch hier erst einige Hürden überwinden. Da sein zahnmedizinisches Examen in seiner neuen Heimat nicht anerkannt wird, ist er gezwungen dieses nach den dortigen Vorschriften erneut abzulegen. 1935 kann er dann endlich wieder als Zahnmediziner praktizieren. Ab dieser Zeit lebt er in Dunedin-City, wo er am 15. März 1961 auch sterben wird. In der Ausgabe des „New Zealand Medical Journal“ von Juli 1961 wird von seinem plötzlichen Tod im Alter von 67 Jahren berichtet und sein medizinisches Schaffen in einem Nachruf gewürdigt.
Andreas Wittner
Refugee doctors in New Zealand and th... | Items | National Library of New Zealand | National Library of New Zealand (natlib.govt.nz)
Vergangene Papiere | Zeitungen | Auckland Stern | 28. Februar 1934 | MR. D. M. RAE, Direktor der Auckland Teachers'... (natlib.govt.nz)
Hofmann, Gregor; Mitspieler der „Volksgemeinschaft“ – Der FC Bayern und der Nationalsozialismus; Wallstein Verlag, 2022
Steinberg, Sven: Grenville Antony – Refuges from Nazi-occupied Europe in British Overseas Territories
Adressbücher München, diverse Jahrgänge
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