geboren am 30. November 1894,
Deutscher jüdischer Herkunft,
Textilkaufmann,
seit 1926 beim FC Bayern,
Emigration im Oktober 1933 nach Prag,
weiterer Lebensweg unbekannt.
Emil Pories kommt am 30. November 1894 in München zur Welt. Bei seinen Eltern handelt es sich um Bernhard Pories und Franziska, geborene Hönig. Vater Bernhard stammt aus Brody, Galizien, wo er am 17. August 1870 geboren wird. Mutter Franziskas Wurzeln liegen ebenfalls in Galizien. Sie erblickt das Licht der Welt am 28. Februar 1872 in Tarnow. An Mutter Franziskas 22. Geburtstag, dem 28. Februar 1894, heiraten die Eltern von Emil Pories. Zu diesem Zeitpunkt leben die Familien der Beiden bereits in München. Nach Emil kommen dort auch dessen Geschwister Laura am 14. Dezember 1897, Max am 11. November 1898 und Amalie am 17. Juni 1902, zur Welt.
Vater Bernhard verdient in dieser Zeit sein Geld als Kaufmann. Bereits in den Jahren vor dem 1. Weltkrieg erwirbt er in der Innenstadt hinter dem Neuen Rathaus die Immobilie in der damaligen Gruststraße 7, wo er sich ein Kaufhaus auf drei Etagen einrichtet und betreibt.
Im Adressbuch der Stadt München aus dem Jahre 1920 wird dieses als „Haus für Gelegenheitskäufe, Orient- und Perserteppiche“ beschrieben. Die Familie wohnt schon damals in der Thierschstraße 27, wo auch Emil Pories aufwächst.
Am 19. September 1922 verstirbt Vater Bernhard im Alter von gerade einmal 52 Jahren. Emil, der ebenfalls den beruflichen Weg des Vaters eingeschlagen hat, übernimmt das Kaufhaus des Vaters. Bruder Max studiert zu diesem Zeitpunkt bereits Medizin. Schwester Amalie heiratet 1924 den Münchner Cafetier Otto Kohn.
Emil wechselt in den folgenden Jahren in die Textilbranche und strukturiert das Kaufhaus um. Dieses trägt weiterhin den Namen des verstorbenen Vaters, firmiert aber nun als Herrenkonfektionsgeschäft. In diese Zeit fällt auch der Verkauf der Immobilie Gruststraße 7 an die Stadt München. 1925 lebt Emil vorübergehend in Innsbruck, Österreich. Hier heiratet er am 25. April dieses Jahres die am 14. Juni 1896 geborene Hamburgerin Auguste Marie Nöthling. Am 14. Juli 1925 bringt Auguste Marie in München ihren Sohn Bernhard zur Welt.
Im Februar 1926 tritt Emil Pories 31-jährig dem FC Bayern München bei. Sein Alter lässt wohl auf eine passive Mitgliedschaft schließen. Mit ihm werden in den Clubnachrichten dieses Monats auch Paul Steinharter und Karl Thalmessinger als neue Mitglieder des Clubs kommuniziert. Beide sind ebenso wie auch Emil Pories, Münchner jüdischer Herkunft. Sehr auffällig ist, dass in der Zeit um Emil Pories Vereinseintritt bis Januar 1933 der Anteil der Neumitgliedern mit jüdischen Wurzeln sehr hoch ist.
In diesen Jahren steigt die Gesamtzahl der erwachsenen Mitglieder um etwa 500, von 595 im Juli 1925 auf 1.085. 100 dieser Neumitglieder sind Münchner jüdischer Herkunft. Also jedes fünfte in diesem Zeitraum beigetretene Mitglied des FC Bayern, was einen Anteil von etwa 20% aller Neumitglieder ausmacht. Zum Vergleich: Der Anteil an Münchner jüdischer Herkunft in der Einwohnerschaft liegt damals etwa bei 2%.
Emils Frau Auguste Marie verstirbt leider bereits in jungem Alter im Jahre 1929. Anfang der 1930er Jahre ziehen Mutter Franziska, Emil und wahrscheinlich auch Sohn Bernhard aus der Innenstadt in die Haidhausener Innere Wiener Straße 16. Bruder Max, er promovierte bereits 1925, betreibt mittlerweile eine Arztpraxis in der Pilgersheimer Straße 21. Bereits im Februar 1933 wechselt Mutter Franziska erneut ihren Wohnsitz innerhalb Münchens. Sie zieht in die Kleiststraße 3, kurze Zeit später zur Familie ihrer Tochter Amelie. Ebenfalls 1933 emigriert Bruder Max nach Casablanca, Marokko. Auch Emil verlässt im Oktober 1933 seine Heimatstadt München für immer. Laut Aussage eines noch heute in München lebenden Nachkommen, emigriert er damals in die Hauptstadt der Tschechoslowakei, Prag. Ebenfalls teilte dieser mit, dass Emil noch Vater von zwei weiteren Kindern geworden ist.
Schwester Amalie gelingt mit ihrer Familie 1937 die Emigration nach New York, USA. Als letzte der drei Geschwister von Emil lebt nun nur noch Laura, mittlerweile verheiratete und später geschiedene Falkenkötter, in München. Im November 1938 scheitern ihre Versuche, nach Brasilien zu emigrieren. Am 4. April 1942 wird sie nach Piaski, Polen, deportiert, wo sie in den folgenden Monaten ermordet wird. Emils Sohn Bernhard gelingt die Flucht in die USA, wo er in Chatham, Georgia, USA bis zu seinem Tode am 22. Juni 1969 lebt.
Der weitere Lebensweg von Emil Pories, nach seiner Emigration im Oktober 1933 nach Prag, ist heute nicht mehr nachzuzeichnen. Es ist zu hoffen, dass er wie 95 der bis heute bekannten, damaligen 135 FC Bayern-Mitglieder jüdischer Herkunft, den Holocaust überlebte.
Andreas Wittner
Quellen:
Clubnachrichten FC Bayern, Februar 1926
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